Alexander Steig


Findling (Erratic Block) #1.2, 2021/1-Kanal Closed-Circuit Videoinstallation (variabel) Projektion: 200 x 150 cm © VG Bild-Kunst, Bonn /Foto: Marc Rodenberg

In meinem künstlerisch-konzeptionellen Ansatz befrage ich u. a. repressive Ereignisse, staatliche Willkür und Kontrollmechanismen der jüngeren Geschichte am Ort ihres Geschehens und entwickle – oft in Zusammenarbeit mit externen Expert:innen aber auch internen Kolleg:innen – recherchebasierte Konzepte, deren Umsetzung als „mediale Anordnungen“ dem Publikum durch ästhetische Erfahrung einen Zugang zu den o. g. Fragestellungen anbieten. Diese medialen Anordnungen, die sich häufig außerhalb regulärer Ausstellungräume als Installation, Objekt und Closed-Circuit Videoinszenierung mit der Umgebung (teils interaktiv) verschränken, nutzen das o. g. videotechnisches Verfahren der unmittelbaren Signalübertragung mit Rückkopplung zwischen Aufnahme- und Wiedergabegerät, deren medienspezifische Signifikanz die Live-Übertragung im Installationszusammenhang darstellt. Die Arbeiten gehen formal und inhaltlich auf ihre Umgebung ein und konfrontieren die Öffentlichkeit mit „sozio-historischen Untersuchungen“ (Bildern) zum Ort selbst oder zu (teils zurückliegenden) Ereignissen seines Umfeldes. Eine vorausgehende Recherche und die Zusammenarbeit mit Personen anderer (auch „nicht-künstlerischer“) Disziplinen zeitigt dieses Vorgehen. Ich rahme meine Projekte, ob als Künstler oder Kurator, mit Veranstaltungen wie Podiumsgesprächen, Vorträgen, Führungen und/oder Lesungen, um vertiefenden Einblick in die Ausgangsituation der Inszenierung anzubieten. Auch versuche ich diese temporär begrenzten Interventionen anschließend publizistisch zu dokumentieren und herauszugeben, Da es sich weniger um „museale“ Ausstellungsbereiche handelt, sondern meine Vorhaben oftmals im öffentlichen und halböffentlichen Raum stattfinden, binde ich sie in die dortigen Kontexte oder Problematiken ein. Dieses Vorgehen erfordert, dass ästhetische Konzepte für die unterschiedlichsten Voraussetzungen erstellt werden, um den verhandelten Inhalten ein für meine Fragestellungen relevantes Erscheinungsbild zu verleihen. So sind seit 1996 über 150 z. T. raumübergreifende Projekte für Ausstellungsräume, Kunstvereine, Galerien, Museen und andere Träger konzipiert und im öffentlichen und halböffentlichen Raum innerhalb und außerhalb Deutschlands realisiert worden (für urbane Areale wie Bahnhöfe, Stadtparks, Straßen und Plätze, Untergrundbahnstationen, Einzelhandelslokale, für Bereiche wie ehemalige NS-Arbeitslager, Baracken, Friedhöfe, Bunker, stillegelegte Fabriken, Gutshäuser/Schlösser/Gärten, für Institutionen wie Universitäten, Kirchen, Synagogen, Konzerthäuser, Kreditinstitute, Verwaltungsgebäude verschiedener Ausrichtung, Kasernen, Stallungen u. v. m.). Der inszenatorische Charakter vieler dieser Arbeiten lässt neben dem geschlossenen Eindruck einer Installation auch Analogien zur Aufführungspraxis der Darstellenden Künste zu: Die Projekte sind meist temporär angelegt, die Spiel- bzw. Laufzeit entspricht der Ausstellungsdauer, die Eröffnung kann adäquat als Premiere verstanden werden, skulpturale und plastische Elemente sowie konventionelle Gegenstände des Gebrauchs, des Alltags und der Umgebung bilden dabei analog die Ausstattung. Lichtregie sowie audiovisuelle Medien erzeugen den transitorischen Rahmen. Lediglich Regieanweisungen (für die Betrachtenden) fehlen – bis auf Vorgaben der Ausstellungs- und Installationsarchitektur. Ferner können die Betrachtenden/Zuschauer:innen auch zu Akteur:innen permutieren, d. h. ein (inter-)aktiver und bestimmender Bestandteil der Präsentation werden. Mein künstlerischer Schwerpunkt der medialen Rauminszenierung nutzt die vielseitigen Eigenschaften der sog. Neuen und Digitalen Medien. Das installativ-plastische Moment besitzt im Zusammenspiel mit den audiovisuellen Medien eine gleichberechtigte Rolle. Mediale Raumbefragung und transmedialer Raum seien hier als Stichworte genannt. Die „Bildkomposition“ der oft ereignisarmen oder -losen Videobilder (Non-Plot), die filmisch an eine Plansequenz erinnert, lädt die Betrachtenden ein, die Projektionsfläche als Bildträger zu sehen und dabei auch eine formale Nähe zu Fotografie, Malerei und Fresko zu entdecken. Die ausstattenden Elemente hingegen erscheinen neben ihrem plastischen Objektcharakter auch als bildgebende Requisite. Seit Anfang der 1990-er Jahre konnte ich bundesweit wie auch international (GB, IS, BE, LU, FR, ES, IT, CZ, SK, PL, BHI, HR, MNE, RS, FIN, NO, DK, USA, JP, CHN, KOR) über 300 Projekte, Beteiligungen, Ausstellungen und Kurationen mit Unterstützung von über 50 Förderungen, Stipendien und Residenzen in verschiedenen Kunsthäusern (Museen, Kunsthallen und -vereinen, Galerien u. a.) und im öffentlichen und halböffentlichen Raum mit und ohne institutionelle Anbindung umsetzen. Neben meiner künstlerischen und kuratorischen Arbeit, meinen Lehraufträgen und publizistischer Tätigkeit setze ich mich ehrenamtlich im BBK Muc u. Obb und Kunstraum München als einer der Vorsitzenden, im Art5 e. V als Vorstands- und im feinkunst e.V. als Kuratoriumsmitglied kulturpolitisch für die Belange der Kunst und der Künstler:innen ein.

KAMERA, 2017 Siebdruckplatte 500 x 250 x 220 cm/© VG Bild-Kunst, Bonn/Foto: Maximilian Geuter